Münsingen
Reformierte Kirche
Die Kirche Münsingen, 1709 von Abraham II Dünz errichtet, ist eine Saalkirche mit polygonalem Chorabschluss. 1907 veränderte Karl Indermühle das Innere im Sinne des Heimatstils mit einer Holztonnendecke über dem Schiff, einem Triumphbogen zwischen Schiff und Chor sowie einem grätigen Netzgewölbe aus Stuck im Chor. Kanzel und Taufstein sind aus der Erbauungszeit. Anlässlich der Renovation 2014 wurde der Chor in den farbigen Zustand nach dem Umbau von Karl Indermühle zurückversetzt. Die qualitativ hochstehenden Chorfenster von Alois Balmer von 1912 zeigen die Bergpredigt.
Münsingen CH
Baujahr | 1709
Architekt | Dünz, Abraham II
Politische Gemeinde | Münsingen
Kirchgemeinde | Münsingen
Adresse | Bernstrasse 23
Koordinaten | 46.878547, 7.560375
Öffnungszeiten |
Durchgehend geöffnet (mit Ausnahmen)
Die Kirche Münsingen steht auf dem Gelände eines ehemaligen römischen Gutshofs aus dem 2. Jahrhundert. Der Hof wurde danach als Friedhof genutzt. Eine kleine Gedenkstätte legte den Grundstein für den Bau der ersten Kirche an diesem Ort. Von den zahlreichen Vorgängerbauten ist heute nur noch unter dem Turm der Kirche ein Gewölbe dieser ersten Gedenkstätte sichtbar. Man nimmt an, dass nach einer ersten einfachen Saalkirche mit runder Apsis eine romanische Kirche mit kreuzförmigem Grundriss gebaut wurde. Bei der Renovation von 2014 wurden Gräber entdeckt und die Reste eines Altars.
Die heutige Kirche erhielt ihre Gestalt im Wesentlichen durch die Bauarbeiten von Abraham Dünz im Jahre 1709 und durch eine tiefgreifende Renovation 1907 durch Karl Indermühle. Beide waren Münsterbaumeister in Bern. Die Kanzel wurde von der Vorgängerkirche übernommen. Sehr alt sind auch die Wappenscheiben, welche zuerst in den Hauptfenstern im Chor eingesetzt waren. Heute sind sie in den Nord- und Südfenstern zu sehen. Der Taufstein von 1907 ist ein Geschenk der Gemeinde Münsingen an die Kirchgemeinde. Auf der Vorderseite ist ein stilisiertes, vergoldetes «M» zu sehen. Die Kirche hatte ursprünglich eine flache Holzdecke.
Mit der Renovation 1907 erhielt das Kirchenschiff ein Holztonengewölbe. Der Chor wurde durch einen Chorbogen räumlich vom Kirchenschiff getrennt und über dem Chor wurde ein Gipstonnengewölbe mit den vier Evangelistensymbolen eingezogen. Damit die lange Kirche optisch kürzer wirkt, liess Indermühle die Chorwände blau streichen mit Verzierungen im Heimatstil. 1919 erhielt die Kirche die Chorfenster, welche Alois Balmer um die Jahrhundertwende entworfen hatte. Auf der barocken Empore ist eine Metzler-Orgel von 1976.
Nach 1400 wurde der Kirche ein Glockenturm angebaut. 1902 wurde der baufällige mittelalterliche Turm mit den vier Ecktürmchen, der 1795 einen neuen Helm bekommen hatte, gründlich umgestaltet und auf 47 Meter erhöht. Das heutige Aussehen hat er seit 1938. 1475 wurde auf der Südseite der Kirche eine Beinhauskapelle errichtet. Mit der Geländeaufschüttung 1709 wurde das Untergeschoss der doppelstöckigen Kapelle zum Keller umfunktioniert. Bei einem Umbau 1841 wurde das Haus unter Belassung des Chors mit den gotischen Spitzbogenfenstern nach Westen erweitert. Heute dient es der Kirchgemeinde als Mehrzweckraum.
Nördlich der Kirche steht das Pfarrhaus. Das spätgotische Haus wurde 1489 bis 1490 an der Stelle eines Vorgängerbaus errichtet und 1766 in ein Barockgebäude mit regelmässiger Fensterfront umgebaut. Das Pfarrhaus Münsingen ist grösser als andere Pfarrhäuser, denn Münsingen war der Sitz des Dekans. Hier trafen sich vor der Reformation die Geistlichen einmal im Jahr zur Konferenz. Das Dekanat Münsingen reichte vom Haslital bis nördlich von Bern und umfasste 29 Pfarrkirchen. Das Dekanat Münsingen gehörte zum Bistum Konstanz, die Aare machte die Grenze zum Bistum von Lausanne.
- Kunstführer durch die Schweiz, hg. von Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2006-2012, Bd. 3, S. 348-349.
- Kissling, Christiane, Münsingen. Reformierte Kirche. Eine "Blitzaufnahme" beleuchtet 2000 Jahre Geschichte, in: Archäologie Bern, Jg. 2015, S. 82-85.
- Gugger, Hans, Hans Maurer, Regula Hug, Münsingen [Schweizerische Kunstführer GSK, 762], Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, 2003.